Silodenken ist das große Hemmnis für digitale Transformation und Unternehmenserfolg. Treiber für eine Welt mit weniger Barrieren können technische Lösungen, Reorganisation und Kulturwandel sein, denn nur mit einer vertrauensvollen Kollaborationskultur können die Herausforderungen einer krisengebeutelten und unsicheren Zukunft bewältigt werden.
Wenn Berater*innen über Transformation diskutieren, beklagen sie oft das Silodenken und dessen negative Folgen: Bei einem Pharmariesen zum Beispiel drohen Hunderte von Millionen Euro versenkt zu werden, weil jeder Bereich unabhängig von anderen die IT-Erneuerung plant. Bei einem anderen werden parallel ohne Abstimmung Branding- und Digitalstrategien entwickelt, und das sowohl global als auch in jedem Markt. Damit sind Vielfacharbeit, Ressourcenverschwendung und ein suboptimales Ergebnis vorprogrammiert. Im Mittelstand bleiben viele digitale Transformationsprojekte in der Marketingabteilung oder IT stecken, weil jeweils die andere Abteilung oder auch Sales / Außendienst oder sonst wer blockt. In kleinen Unternehmen hemmt das Silodenken einzelner Führungskräfte nicht nur die digitale Weiterentwicklung, sondern auch Kundengewinnung oder Geschäftsfeldentwicklung. Es gefährdet Wachstum und manchmal sogar die Existenz eines Unternehmens.
Beim Blick in Unternehmen, Literatur oder Netz finden sich unzählige weitere Beispiele von Bereichsegoismen, geschlossenen Abteilungsgrenzen und Abschottung mit negativen Auswirkungen. Daher erklingt der Ruf immer stärker
Aber es ist nicht so einfach, diese zu eliminieren. Silos gibt es, weil Arbeitsteilung, Spezialisierung und Expertentum Strukturen erfordert. Diese Strukturen haben im letzten Jahrhundert erst Wachstum und Wohlstand ermöglicht und verleihen auch heute Unternehmen und Mitarbeitern Sicherheit. In sich geschlossene Organisationseinheiten sind besser dazu geeignet mit Volatilität, Ambiguität und Unsicherheit umzugehen.
In Anlehnung an den wohl bekanntesten Begriff aus der soziologischen Systemtheorie von N. Luhmann lässt sich postulieren:
Daher entwickeln sich auch bei eigentlich offenen, flexiblen, innovativen Organisationsstrukturen immer wieder neue Silos.
Wenn man Silodenken bekämpfen will, geht es daher nicht darum, die schützenden Hüllen ganz abzureißen, sondern zuerst zu bestimmen, wo die Wände aus welchen Gründen besonders dick sind und an welchen Stellen es sich lohnt, die Silos aufzubrechen, mit der Flex Löcher, Fenster und Türen einzuschneiden, damit Kollaboration und Kommunikation abteilungs-, bereichs- und selbst unternehmensübergreifend stattfinden kann.
Appelle, wie Synergien schaffen, Zusammenarbeit und Kommunikationskultur verbessern, helfen dabei eher wenig. Die gehypten agilen Teams oder Scrum sind oft auch nicht zielführend. Stattdessen gilt es Ursachen auszumachen und dann mit Blick auf Erfolgsaussichten sich für unterschiedliche Ansatzpunkte zu entscheiden.
Silodenken erschwert Innovation sowie digitale Produktentwicklung und steht kundenzentrierten Prozessen ebenso im Weg wie der Geschäftsentwicklung. Hier kann sich Marketing als Treiber für die Überwindung von Abteilungsgrenzen, das Aufbrechen von Silos und bessere Kooperation profilieren.
Für die positive Weiterentwicklung jedes einzelnen Unternehmens, aber auch unserer Wirtschaft ist das Ausbrechen aus Silos und mehr Kollaboration auch über Unternehmensgrenzen hinweg extrem wichtig, ja für einzelne Organisationen sogar überlebensnotwendig. „Brand eins“ schreibt: „Um große Herausforderungen zu bewältigen, von der Klimakrise bis zur Transformation von der Industrie- zur Wissensarbeit, ist Abgrenzung – im Sinne von Abschottung und Nichtwissenwollen – eine ganz schlechte Idee. Viel schlauer ist der Austausch, das Verbinden von Interessen, das Nutzen von Erfahrungen, soweit das möglich ist.“
Man kann mit einzelnen Projekten anfangen, es an der digitalen Transformation aufhängen oder am Organisationsumbau, aber auf jeden Fall braucht es einen Kultur- bzw. Wertewandel: Kollaboration und Gemeinsinn müssen sowohl von Unternehmen als auch von der Gesellschaft viel mehr anerkannt werden.
Wir, die Brandguards von Wächter Worldwide Partners helfen Kund*innen dabei Silos ab zu bauen bei Change Management-, Kulturwandel- und digitalen Transformations-Projekten.
Dieser Artikel erschien in leicht gekürzter Form in Healthcare Marketing 9/2020, in der Rubrik, in der GWA Agenturen zum Thema „übern Tag hinaus denken“ schreiben.