Internal und Employer Branding lohnt sich
In den letzten Jahren haben Wirtschaftsumbrüche und gesellschaftliche Veränderungen für erhöhten Druck auf alle Marktteilnehmer gesorgt. Steigendes Innovationstempo und stetiger Wandel sind die Folge. Ein verändertes Marktumfeld, Internationalisierung, Merger und Akquisitionen zwingen Marktteilnehmer zu Änderungen und Schärfungen der Markenpositionierung. Das stellt neue Anforderungen an Mitarbeiter und Organisation. Fachkräftemangel, offene Stellen, Fluktuation ist Alltag für viele Unternehmen. Der Arbeitgebermarkt wandelt sich zum Arbeitnehmermarkt.
Menschen machen Marken
Bei all diesen Herausforderungen geht es um Mensch und Marke. Ist eine Marke glaubwürdig, schafft sie es Sinn zu stiften, ermöglicht sie Identifikation und erfüllt sie die Erwartungen der Mitarbeiter, kann sie diese zu Markenbotschaftern machen. Dann gilt: Der Mensch macht die Marke. Das entscheidende Zukunftskapital eines Unternehmens sind bestens qualifizierte und begeisterte Mitarbeiter.
Unternehmens- und Arbeitgebermarke mit gleicher Positionierung und Gestaltung: Das ist Königsklasse
Die Arbeitgebermarke kann nicht unabhängig von der Unternehmensmarke gesehen werden. In allen Branchen mit direktem Kundenkontakt wird die Partnerschaft mit Kunden zunehmend der wichtigste Positionierungsfaktor. Wenn allerdings Personalprogramme wie zum Beispiel Entlohnung oder Beförderungen ein derartiges Verhalten nicht honorieren, sondern nur den schnellen Abverkauf, dann ist die Glaubwürdigkeit bei Mitarbeitern und Kunden ganz schnell verspielt. Die Kommunikation zur Arbeitgebermarke muss zwar im Detail auf andere Anforderungen ihrer Zielgruppen eingehen, aber die Kernbotschaften sollten übereinstimmen. Eine gestalterisch selbstähnliche Kommunikation schafft Synergieeffekte. Das zahlt auf die Marke ein, spart Geld und gibt die Chance, den Kommunikationsdruck zu multiplizieren.
Nur was innen leuchtet, kann außen strahlen
Internal Branding involviert Mitarbeiter in die Markenbildung, informiert sie über die eigene Marke, begeistert sie dafür und fördert markenkonformes Verhalten. Genau da setzt auch Employer Branding an: höhere Identifikation der eigenen Mitarbeiter mit der Marke, dauerhafte Steigerung der Qualität der Bewerber. Gutes Personalmanagement weiß um die Notwendigkeit langfristiger Employer-Branding-Strategien. Interne Kommunikation und Begeisterung gewinnen immer mehr an Bedeutung. Nicht umsonst sind Retention und Motivation Employer-Branding-Ziele, die es noch vor dem Recruiting zu erreichen gilt.
Marken brauchen passende Bewerber, die die Markenwerte schätzen
Auch das Recruiting sollte nicht unterschätzt werden. Es geht darum, Mitarbeiter zu finden, die zur Marke passen und sich mit ihrer Kultur identifizieren. Nicht die Menge der Bewerber entscheidet, sondern ihre Qualität, Kompetenz und Persönlichkeit. Die Kunst liegt darin, geeignete Bewerber, die eine mit der Marke übereinstimmende Wertehaltung haben, anzuziehen und zu überzeugen, ihnen aber keine falschen Versprechungen zu machen. Kreative, emotionale Werbung kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Zusätzlich gibt es Tools, um Persönlichkeitsprofile von Bewerbern und Marke zu matchen.
Kein Spaziergang, sondern eine Bergtour
Nur im Team kann der Gipfel erreicht werden. Führungskräfte, Personaler, Marketing und die Geschäftsleitung müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Und dabei gilt es, viele Zwischengipfel zu erklimmen. Angefangen bei der Strategieentwicklung auf der Basis fundierter Markt-, Zielgruppen-, Wettbewerbs- und SWOT-Analysen bis zur Erarbeitung einer Arbeitgeberpositionierung, die fokussiert, differenziert, ehrlich ist und Relevanz für die Zielgruppe besitzt. Die Maßnahmenplanung im externen Employer Branding erstreckt sich über Imagekampagnen, Stellenanzeigen, Broschüren, Karrieremessen, Hochschul- und Schulmarketing, PR, Social Media, Storytelling und Dialogangebote. Die Instrumente des Internal Brandings sind disziplinübergreifend und vielfältig. Die interne Kommunikation mit Broschüren, Onboarding-Material, Mitarbeiterzeitungen, Intranet und sozialen Medien ist die Basis. Markenorientierte Personalprogramme wie Entlohnungs- und Anreizsysteme gehören unabdingbar zum Branding dazu, ebenso wie die richtige Führung.
Involvement der Mitarbeiter ist unabdinglich
Zur Werte- und Leitbildvermittlung reicht eine goldgerahmte Plakette mit noch so schön formulierten Sätzen nicht aus. Das erfordert Change-Management-Prozesse, die in der Regel hochkomplex, vielschichtig und spannungsgeladen sind, insbesondere, wenn damit ein Kulturwandel verbunden ist. Entgegen der Überzeugung mancher Kreativer, Berater und Manager ist der Dialog und die Beteiligung der Betroffenen beim Internal Branding Voraussetzung für den Erfolg. Involvement zahlt sich aus. Bei Insights zu Markt, Wettbewerb und DNA der Marke – Grundlage jeder Positionierung – bieten nationale und internationale Mitarbeiter wertvolle Beiträge, so man sie denn lässt. Bei der Arbeitgebermarke ist es völlig unvorstellbar, eine glaubwürdige Positionierung zu erarbeiten, ohne ihre Ansichten und das wirkliche Erleben der Unternehmenswirklichkeit zu erfassen. Es gilt, auf die mit Wandel grundsätzlich verbundenen Ängste, Verunsicherungen und Widerstände einzugehen. Gut gemanagte und kreative Workshops, Beteiligungs- und Incentive-Programme tragen zum Erfolg von Internal-Branding-Projekten bei.
Return on Investment: recht leicht zu beweisen
Ein Mitarbeiterstamm, der sich mit dem Unternehmen identifiziert, sich für Marke und Produkte begeistert, arbeitet laut einer Gallup Studie nachweislich produktiver. Er begeistert Kunden, trägt die dynamischen Veränderungen des Marktes nicht nur mit, sondern treibt sie auch innovativ voran. Weitere Studien belegen: Eine funktionierende markenorientierte Organisationskultur ist ein starker Wettbewerbsvorteil. Dieser Vorteil mag manchmal nicht so einfach zu beziffern sein, die Kostenreduktionen im HR-Bereich durch geringere Fluktuation lässt sich dagegen mit eindrucksvollen Zahlen belegen. Hier gibt es Einsparpotentiale, die sich schnell auf Millionenbeträge summieren. Studien gehen von mindestens 39.000 Euro pro Fluktuationsfall aus. Das ist plausibel, rechnet man nicht nur Austrittskosten ein wie Entgelt bei Freistellung, Krankmeldungen und die Kosten des Recruiting-Prozesses, sondern auch Opportunitätskosten wie Vakanzen und Einarbeitungszeiten. Mangelnde Identifikation mit dem Unternehmen, innere Kündigung, die zumeist der äußeren vorangeht, kosten enorme Summen. Bei einer Verringerung der Fluktuationsrate um 3 % mit einem guten Retention-Prozess ergibt sich bei 1000 Mitarbeitern allein eine Einsparung von 1.170.000 Euro. Dazu addieren sich weitere Einsparungen durch Verringerungen von Fehlbesetzungen und durch Verbesserungen des Einstellungsprozesses. Internal Branding und Employer Branding lohnt sich also, wie auch die professionelle Unterstützung durch Agenturen und Change-Management-Berater.
Dieser Artikel erschien zuerst in Healthcare Marketing in der Rubrik “ÜBERN TAG HINAUS DENKEN “, in der sich Führungskräfte aus GWA Healthcare Agenturen zu einem visionären Thema ihrer Wahl äußern. Siehe www.gwa.de und www.healthcaremarketing.eu
Autor:innen
Ingrid Wächter-Lauppe
Ingrid Wächter-Lauppe ist seit 1988 Miteigentümerin und Geschäftsführerin der Wächter Worldwide Partners in München und Board Mitglied bei Worldwide Partners Inc., USA.
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Joan Wildermuth
Joan Wildermuth ist Executive Director und Chief Creative Officer bei Juice Pharma Worldwide, New York, USA , eine der auf Healthcare spezialisierten Partneragenturen im Worldwide Partners Netzwerk.
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