Employer Branding – Begeisterung für die Marke
Fachkräftemangel, offene Stellen, Fluktuation ist Alltag für viele Unternehmen. Der Arbeitgebermarkt wandelt sich zum Arbeitnehmermarkt. Dazu kommen veränderte Anforderungen an Mitarbeiter, resultierend aus einem verstärkten Druck auf die Wirtschaft und sich in hoher Geschwindigkeit wandelnde Märkte. Das entscheidende Zukunftskapital eines Unternehmens in dieser dynamischen Welt sind bestens qualifizierte und begeisterte Mitarbeiter.
Motivierte, begeisterte Mitarbeiter: Sie garantieren Erfolg.
Genau da setzt Employer Branding an:
Zum einen ist das Ziel eine höhere Identifikation der eigenen Mitarbeiter mit dem Unternehmen, zum andern einen dauerhafte Steigerung der Qualität der Bewerber. Gutes Personalmanagement weiß um die Notwendigkeit von Employer Branding Strategien, die auf interne Kommunikation setzen, um Mitarbeiter vom Unternehmen und Aufgaben zu begeistern. Nicht umsonst sind Retention und Motivation Employer-Branding-Ziele, die es noch vor dem Recruiting zu erreichen gilt.
Bewerber, die passen: Sie lieben auch die Marke.
Auch beim Recruiting sollten Kultur und Marke nicht unterschätzt werden. Es geht darum, Mitarbeiter zu finden, die zum Unternehmen und der Marke passen und sich mit deren Kultur identifizieren. Nicht die Menge der Bewerber entscheidet, sondern ihre Qualität, Kompetenz und ihr Persönlichkeitsprofil. Mitarbeiter mit Buchhaltermentalität passen zum Beispiel einfach nicht auf Entwicklungs- oder Vertriebsstellen in einem Unternehmen, das sich Innovation auf die Fahnen geschrieben hat. Die Kunst liegt darin, geeignete Bewerber mit einer mit der Marke übereinstimmenden Wertehaltung anzulocken. Kreative, emotionale Werbung kann dabei helfen. Zusätzlich gibt es Tools zum Matchen von Persönlichkeitsprofilen von Bewerbern und Marke. Es ist besser zur Kultur passende Mitarbeiter zu suchen als zu versuchen Mitarbeiter passend zu machen.
Leere Versprechen: Das wird sofort geahndet.
Mitarbeitern kann man nichts vormachen. Auch Bewerber prüfen Unternehmen auf Herz und Nieren. Agenturen können Unternehmen sehr attraktiv darstellen, aber die vollmundigen Plattitüden vieler Stellenanzeigen werden immer häufiger hinterfragt und Jobs abgelehnt. Auch wenn ein Bewerber anheuert, entdeckt er sehr schnell, wenn die Versprechen nicht gelebt werden und die Unternehmenskultur und Werte anders als ausgelobt sind. Dann entsteht schnell Unzufriedenheit. Innere und echte Kündigungen sind die Folge – und die sind äußerst kostspielig.
Unternehmens- und Arbeitgeber-Marke mit gleicher Positionierung und Gestaltung: Das ist Königsklasse.
Die Arbeitgebermarke kann nicht unabhängig von der Unternehmensmarke gesehen werden. Die Kommunikation zur Arbeitgebermarke muss zwar im Detail auf andere Anforderungen ihrer Zielgruppen eingehen, aber die Kernbotschaften sollten übereinstimmen. Eine unterschiedliche Positionierung nach aussen und innen, zu Kunden und Mitarbeitern ist unglaubwürdig. Wenn man z.B: Partnerschaft auslobt oder ein hohes Innovationstempo, dann müssen auch Bewerber und Mitarbeiter davon überzeugt sein und das auch entsprechend in ihren Jobs umsetzen wollen und können.
Eine strategisch auf die Unternehmensmarke abgestimmte Arbeitgeber-Positionierung erlaubt eine klare Differenzierung. Eine auch gestalterisch selbstähnliche Kommunikation schafft zusätzlich Synergieeffekte. Das zahlt auf die Marke ein, spart Geld und gibt die Chance den Kommunikationsdruck zu multiplizieren.
Employer Branding: Kein Spaziergang, sondern eine Bergtour.
Nur im Team kann der Gipfel erreicht werden. Führungskräfte, Personaler, Marketing und die Geschäftsleitung müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Und dabei gilt es, viele Zwischengipfel zu erklimmen.
Angefangen bei der Strategieentwicklung auf der Basis fundierter Markt-, Zielgruppen-, Wettbewerbs- und SWOT-Analysen über die Erarbeitung einer Arbeitgeber-Positionierung, die fokussiert, differenziert, ehrlich ist und Relevanz für die Zielgruppe besitzt. Die Maßnahmenplanung im externen Employer Branding erstreckt sich über Imagekampagnen, Stellenanzeigen, Broschüren, Karrieremessen, Hochschul- und Schulmarketing, PR, Social Media, Storytelling und Dialogangebote. Die Instrumente des internen Employer Brandings sind disziplinübergreifend und vielfältig. Die interne Kommunikation mit Broschüren, Onboarding-Material, Mitarbeiterzeitungen, Intranet und sozialen Medien sind die Basis. Markenorientierte Personalprogramme wie Entlohnungs- und Anreizsysteme gehören unabdingbar zum Employer Branding dazu, ebenso wie die richtige Führung und Change-Management-Prozesse.
Return on investment: Mit Kosteneinsparungen recht leicht zu beweisen.
Ein Mitarbeiterstamm, der sich mit dem Unternehmen identifiziert, sich für Marke und Produkte begeistert, arbeitet laut einer Gallup Studie nachweislich produktiver. Andere Studien belegen: Eine funktionierende, markenorientierte Organisationskultur ist ein starker Wettbewerbsvorteil. Der mag manchmal nicht so einfach zu beziffern sein, die Kostenreduktionen im HR-Bereich durch geringere Fluktuation lässt sich dagegen mit eindrucksvollen Zahlen belegen. Hier gibt es Einsparpotenziale, die sich schnell auf Millionenbeträge summieren. Studien gehen von mindestens 39.000 Euro pro Fluktuationsfall aus. Das ist plausibel, rechnet man nicht nur Austrittskosten ein wie Entgelt bei Freistellung, Krankmeldungen und die Kosten des Recruitingprozesses, sondern auch Opportunitätskosten wie Vakanzen und Einarbeitungszeiten. Mangelnde Identifikation mit dem Unternehmen, innere Kündigung, die zumeist der äußeren vorangeht, kosten enorme Summen. Bei einer Verringerung der Fluktuationsrate um 3 Prozent mit einem guten Retention-Prozess ergibt sich bei 1000 Mitarbeitern allein eine Einsparung von 1.170.000 Euro. Dazu addieren sich weitere Einsparungen durch Verringerungen von Fehlbesetzungen, durch Verbesserungen des Einstellungsprozesses und einem besseren Fit von Mitarbeitern und Unternehmen.
Employer Branding lohnt sich also, wie auch die professionelle Unterstützung durch Agenturen und Change-Management-Beratern.
Autoren:
Ingrid Wächter-Lauppe ist geschäftsführende Gesellschafterin der Wächter & Wächter Worldwide Partners und bietet in ihrer Gruppe mit ihren Brandguards kombinierte Organisationsberatungs- und kreative Agenturleistungen für Branding an.
Zusammen mit den in unserem Blog zu Internal Branding beschriebenen Insights »Internal Branding-Strahlkraft von innen, wurden vorliegenden Inhalte in gekürzter Form in einem Artikel für das GWA Healthcare Buch 2015 verarbeitet – siehe: Internal und Employer Branding – notwendig und lohnend