Wie schafft man eine gesunde Zukunft? Marketing als Treiber der Nachhaltigkeitstransformation.

Beim Thema Nachhaltigkeit beherrscht Gegenwind weltweit Schlagzeilen und politische und unternehmerische Agenden – dennoch steigt der Handlungsbedarf und authentische Kommunikation wird wichtiger, nicht nur weil die CSRD-Berichtspflichten dies fordern, sondern weil nur eine motivierende Transformation eine gesunde Zukunft für Menschen, Wirtschaft, Gesellschaft und Natur sichert.

Das Thema „Nachhaltigkeitstransformation“ ist in der öffentlichen Debatte weitgehend negativ besetzt, es ruft Ängste und Widerstände hervor, Verbraucher verbinden damit Verbote, Verzicht, Wohlstandsverlust, Entscheider in der Wirtschaft assoziieren überbordende Bürokratie und Kosten. Das ist nachvollziehbar. Aber wenn die real existierenden Krisen gemeistert werden sollen, darf man nicht nur auf die Risiken und Probleme dieses Umbau-Prozesses starren, sondern muss die Chancen wahrnehmen und diese für eine nachhaltige Zukunftssicherung für Wirtschaft, Gesellschaft und den Planeten nutzen. 

Vielfältige komplexe Herausforderungen und Handlungsfelder

Die 17 SDG´s, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, zeigen die Vielzahl der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aktionsfelder auf. Und da gibt es das SDG Ziel Nr.3, das fordert, ein gesundes Leben für alle Menschen jedes Alters zu gewährleisten und ihr Wohlergehen zu fördern. Die Lifesciences Industrie hat bei diesem Ziel naturgemäß den stärksten Impact. Zur Bekämpfung und Prävention von Krankheiten bei Menschen und Tieren werden viele Milliarden Euro Investitionskapital in Innovationen gesteckt, man sorgt sich auch um einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung in aller Welt.

 

Farbrad mit Nachhaltigkeitsaspekten. Weltklarte in der Mitte

Aber damit ist es nicht getan. Dieses Ziel ist mit vielen anderen verwoben. Es bestehen Interdependenzen und Konflikte, die es auszubalancieren gilt, auf unternehmerischer ebenso wie auf gesellschaftlicher und globaler Ebene. So lässt sich das SDG 3 Ziel nur erreichen, wenn man beim Klimaziel weiterkommt. Die Klimakrise ist eine der größten Gesundheitsbedrohungen, mit denen die Menschheit derzeit konfrontiert ist. Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus, er verschlimmert Herz-Kreislauf- und Atemwegs-und Allergieerkrankungen, katastrophale Extremwetterereignisse belasten Menschen physisch und psychisch und das ohnehin überlastete Gesundheitssystem. Klimabedingte Ernteausfälle lassen Hungersnöte entstehen.

Auch Umweltprobleme führen zu Erkrankungen durch Luft, Wasser- und Bodenverunreinigungen, genauso wie menschenverachtende, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen in der Lieferkette in fernen Ländern. Auch in unseren Breiten kann sozialer oder psychologischer Stress durch Ungleichbehandlung, Über- und Unterforderung krank machen und mangelnder Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutz unser Gesundheits-System belasten. Klima- Umwelt- und Sozialer Schutz ist daher präventiver Gesundheitsschutz.

Gesundheitssystem und Gesundheitsindustrie belasten leider Klima und Umwelt mit hohen CO2 Emissionen. Auf dem Weg zu einer regenerativen Wirtschaft steht der Healthcare-Sektor noch ziemlich am Anfang. Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft sind dabei ebenso erforderlich wie die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen. Auch in sozialen Fragen wie DEI, faire Entlohnung, Entlastung von Pflegekräften gibt es im Gesundheitsbereich noch Verbesserungsbedarf.

Nachhaltigkeitskurs bietet langfristiges Potenzial.

Diesen Herausforderungen stehen jedoch Chancen gegenüber. Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, können ihre Resilienz stärken, Kosteneinsparungen realisieren, mit verbesserten Produkten, Prozessen und innovativen Geschäftsfeldern ihre Zukunft sichern, Mitarbeitendezufriedenheit erhöhen und Imageverbesserung bei Kunden, Talenten, Investoren und in der Öffentlichkeit und Wettbewerbsvorteile und Wachstum erzielen.

Mit systematischem Umbau Chancen realisieren

Neue EU-Regulierungen zu Nachhaltigkeit machen Druck, allen voran die erweiterten Berichtspflichten nach der CSRD- Richtlinie, die jetzt auch für mittelständische Unternehmen gelten. In diesen ungeliebten bürokratischen Vorschriften stecken jedoch auch Vorschläge für ein stringentes Vorgehen, die es zu nutzen gilt. Zu einem systematischen Umbau gehört eine klare Anamnese, eine Wesentlichkeitsanalyse mit der Auswahl der Ziele, die den höchsten Impact versprechen, die Festlegung messbarer KPIs, die Digitalisierung der Messung, eine stringente Integration der Nachhaltigkeitsstrategie in die finanzielle Steuerung des Unternehmens, eine Kultur, die Nachhaltigkeit und Wandel als Wert begreift, sowie eine kreative, ehrliche Kommunikation, die alle Stakeholder mitnimmt.

Eine solcher Transformationsprozess ist anstrengend, ja kann schmerzhaft sein. Es gibt kein einfaches Patentrezept, jede Organisation muss den für ihre Herausforderungen passenden Weg finden.

Marketing und Agenturen als Treiber der Transformation.

Marketing, Kommunikation und Kreativität sind die am meist unterschätzten Treiber von Nachhaltigkeit. Wie ein BMW-Manager sagte: „Nachhaltigkeit braucht Substanz, Transparenz und Ehrlichkeit und jede Menge exzellente Kommunikation und Erklärungen nach innen und außen.“ All das kann Marketing beisteuern.

Substanz erhält man durch gelebte Kultur, neue Prozesse und Geschäftsfelder. Dazu braucht man Ideen und Innovationen, die auch ROI bringen. Gute Markt- und Wettbewerbseinschätzungen, Customer Journey Kenntnisse, eine zielgruppenorientierte Strategie und das ganze datengetriebene Marketinginstrumentarium helfen, die erfolgversprechendsten Ideen, Prozesse und Produkte zu bestimmen und zu promoten.

Ohne gute kreative, begeisternde Narrative lässt sich Nachhaltigkeitsdenken und Handeln sehr schwer in Organisationen verankern. Nur solche, die sowohl Herz als auch Verstand ansprechen, können Ängste und Vorbehalte überwinden. Kommunikation, die nur Nachhaltigkeitsbuzzwörter herunterbetet, nicht auf Fakten beruht, nicht ehrlich ist, erweist der Sache einen Bärendienst. Nur mit authentischer, aber auch mutiger Kommunikation lassen sich Nachhaltigkeitslösungen im Markt verkaufen. Umsatz und Wachstum braucht es, damit sich Investitionen rechnen. Ohne wirtschaftlichen Erfolg droht der Abbruch aller Nachhaltigkeitsinitiativen.

Agenturen, die sich durch kreative Methoden und Arbeit auszeichnen, die Transformationserfahrung haben und auch in Businesskategorien denken, können

– dabei helfen die Nachhaltigkeitsstrategie an die Unternehmensziele anzupassen und betriebswirtschaftliche Kennziffern mit einer kreativen Markenstrategie und Impactzielen in Einklang bringen;

– bei der Strategieentwicklung und Wesentlichkeitsanalyse in Szenario Workshops und Ideation Labs gemeinsam Zukünfte denken, disruptive, neue Geschäftsmodelle entwickeln und Chancen und Risiken von Lösungsansätzen einschätzen;

– bei der Verankerung von Nachhaltigkeitskultur im Unternehmen mit motivierender Kommunikation Hindernisse bei den Veränderungsprozessen überwinden und Mitarbeitende für Nachhaltigkeit begeistern;

– die gesetzlich geforderten Berichte stakeholdergerecht aufbereiten und mit regulationskonformer, aber dennoch außergewöhnlicher externer Kommunikation dafür sorgen, dass sich die Anstrengungen im Nachhaltigkeitsbereich lohnen und sich durch wirtschaftliche Erfolge und Wertsteigerungen auszahlen.

Mit einem solchen ganzheitlichen marketing- und kreationsgetriebenen Ansatz wird Nachhaltigkeit zum Motor für Wirtschaft, Wohlstand, Fortschritt und einer gesunden Zukunft von Mensch und Natur.

Dieser Artikel erscheint im Healthcare Marketing Journal 10 24 in der Rubrik „Übern Tag hinaus denken“ in der sich Führungskräfte und Mitarbeitende aus GWA Healthcare-Agenturen zu einem visionären Thema ihrer Wahl äußern.

gwa.de

Autorin

Ingrid Wächter-Lauppe

Ingrid Wächter-Lauppe ist CEO und Inhaberin der Wächter Worldwide Partners GmbH, einer Full Thinking Agenturgruppe in München und Board-Mitglied von Worldwide Partners Inc, dem globalen Netzwerk eigentümergeführter Agenturen mit ca. 1000 auf Healthcare spezialisierten Mitarbeitenden.

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