LinkedIN: Nützliches Business Netzwerk oder politische Agitationsplattform?
Unsere Inhaberin und CEO schreibt, was sie an LinkedIn Beiträgen von CEOs schätzt und was sie sich wünscht und legt ihre Haltung zu politischen Beiträgen dar.
- Offenheit und Ehrlichkeit bei unternehmerischen Themen, Posts mit einer gesunden Balance aus News, Thought Leadership und Promotion, weniger Klagen und Kassandrarufe, mehr Optimismus, eine Vielfalt von kleinen alltäglichen Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten, die Denkanstöße liefern und motivieren.
- Ideologische Politagitation mit Hassreden, die die Menschenwürde verletzen, gehören auf keinen Fall auf diese Plattform. Noch mehr mutige Stellungnahmen von CEO´s zur Rettung unserer Demokratie sind nötig, Brückenbauer sind gefordert und ein offener, breitgefächerter, aber immer respektvoller demokratischen Diskurs, denn die Wirtschaft braucht Demokratie und die Demokratie braucht eine florierende Wirtschaft und Wirtschaftsverstand, um zukunftsfähige Lösungen zu schaffen.
CEOs als Markenbotschafter auf LinkedIN
Bei unserem Worldwide Partners Meeting Im Herbst empfahl ein LinkedIn Manager, dass CEO´s und UnternehmerInnen als Markenbotschafter für ihr Unternehmen aktiv werden sollten, sie erreichten viel schneller als andere Reichweite. Auch unsere KommunikationsberaterInnen raten den CEO´s unserer Kunden zu Thought-Leadership-Posts, um die Wahrnehmung ihrer Marken und das Vertrauen in ihr Unternehmen zu stärken. Ich wollte nun endlich diesem Rat folgen.
» Wirtschaft braucht Demokratie
Doch dann wurde ich vom Trend zu politischen Themen überrollt, weg von Marke und Business. Mit viel Engagement wurde für unsere demokratischen Werte gekämpft. Das ist gut so, denn nur in einer Demokratie können wir unsere Wirtschaftskraft und unseren Wohlstand erhalten. Ich bewundere alle Unternehmensverantwortliche, die trotz aller Anfeindungen von Rechts- oder auch Linksextremen Mut haben Haltung zu zeigen.
Aber inzwischen sehe ich immer mehr ideologisch geprägte Beiträge, leider auch von Anhängern der Mitte-Parteien, die respektlos Meinungsbildner-, Wirtschaftslenker- und PolitikerInnen aller Schattierungen unter der Gürtellinie angreifen. Meine erste Reaktion war LinkedIn zu verlassen, die zweite mich zu trauen und nun doch endlich auch aktiv zu posten. Ich will mit meinen Wunschvorstellungen zu LinkedIn – CEO Posts beginnen.
» Politische Agitation- nein, demokratische Wirtschaftsdebatten- ja.
Für Hassreden, Angriffe auf Personen und parteipolitische, ideologische Antiwirtschaft-Kampfparolen sollte es keinen Platz auf einem Business-Netzwerk geben, und schon gar keinen für politische Agitation von gesichert anti-demokratischer Seite.
Mir ist schon klar, das ist und bleibt leider wohl ein frommer Wunsch. Vielleicht hilft es aber, solche Posts einfach zu ignorieren und stattdessen solche zu liken und zu kommentieren, und zu veröffentlichen
- die eine demokratische Debattenkultur pflegen,
- die Brücken zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bauen,
- in denen mutig Haltung gezeigt wird,
- bei denen fair und im gegenseitigen Respekt unterschiedliche Ansichten diskutiert werden,
- nach Gemeinsamkeiten gesucht
- und um praktikable Lösungen gerungen wird.
So wie die von #ChristinaBeisenberg, die schreibt: “Kontroverse Diskussionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern der Motor einer lebendigen Demokratie und des Fortschritts“, solange sie würdevoll geführt werden und im Gegenüber nicht den Menschen vergessen (#Cyrill Luchsinger)
Vorausgesetzt der Algorithmus spielt uns unterschiedliche Meinungen zu, lassen sich durch einen offenen und respektvollen Austausch tragfähige Lösungen für die Zukunft entwickeln.
» Thought-Leadership-Posts mit klarer Haltung
Das gilt nicht nur für gesellschafts- oder wirtschaftspolitische Themen, sondern auch für Diskussionen zu unternehmerischen Herausforderungen, von denen ich mir viel mehr wünsche.
Thought Leadership mit Haltung kombiniert mit einer konstruktiven Diskurskultur kann enorm bereichern. Narrative mit vielfältigen Perspektiven und kontroverse Diskussionen können zu Innovation und Transformation inspirieren. Posts, mit Storys von erfolgreichen unterschiedlichen Lösungsansätzen, können motivieren und eine Kraftquelle für Zukunftshoffnung sein. Kommentare können neue Wege weisen oder sogar zu Disruption anregen, und alles zusammen mit mehr Optimismus kann eine Turbowirkung für den Wirtschaftsaufschwung entfalten.
Dabei kommt es aber, wie auch beim wirtschaftspolitischen Diskurs, auf das „wie“ an. Wertschätzend, authentisch, offen und ehrlich, das sind die schon seit einiger Zeit hoch gehandelte Imperative in der Marketingwelt. Aber die Umsetzung erweist sich als schwierig. Wir alle befinden uns im Wettbewerb um Aufmerksamkeit und letztendlich geht es auch bei CEO- Beiträgen darum, Leistungen/Produkte zu verkaufen. Wir haben eingetrichert bekommen, dass nur Winner gewinnen. Kein Wunder, dass solche Posts überwiegen, die stolz den absoluten eigenen Erfolg behaupten. Aber bei solchen Posts schalte ich sofort ab: sie sind unglaubwürdig. Damit kann man kein Vertrauen aufbauen. Genau so kann ich die tausendfach wiederholten Jammerklänge zu „Trump, Putin, Geo- und Wirtschaftspolitik“ nicht mehr hören, zumal wenn sie dazu dienen, Verantwortung von sich zu weisen.
Dagegen freue ich mich über kleine, auch alltägliche Geschichten, die vielfältige mögliche Lösungen beschreiben, bei denen auch über Umwege und Misserfolge berichtet wird und der Erfolg nicht nur sich selbst zugeschrieben wird, sondern alle Beteiligten Wertschätzung erfahren. Ich schätze besonders solche, bei denen „learnings“ geteilt und dem Wettbewerb offenbart werden. In einer krisengeschüttelten Welt bringt es viel, über den Wettbewerbsschatten zu springen und mehr an Kollaboration und in gemeinsamen Lösungen zu denken. „Gemeinsam sind wir stärker“, Das klingt nach Bibelspruch- (ist es auch), oder nach Gewerkschafts- oder Politpartei- Motto. Aber warum sollte das nicht auch für Unternehmen gelten?
Autorin
Ingrid Wächter-Lauppe
Ingrid Wächter-Lauppe ist Geschäftsführende Gesellschafterin der Wächter Worldwide Partners,
im Board von Worldwide Partners Inc. USA und Mitglied im Deutschen Werberat.