Ideologisch motiviertes Lebensmittelwerbeverbot: Heiße Diskussionen um Kinderschutz und Süßigkeiten

Seit April 23 liegt der Vorschlag zu einem Werbeverbot für Lebensmittel vor, der viele Befürworter findet und weiterhin sehr emotional und heiß diskutiert wird, zumeist jedoch ohne diesen genau zu kennen.  

Jedes Kind, das dickleibig ist, leidet..Auch aus gesamtgesellschaftlichen, gesundheitspolitischen Gründen sollte der Zucker- und Fettkonsum deutlich reduziert werden. Ich kann auch nachvollziehen, dass man als Mutter gerne auf die Werbung bei Kindern für Junk-Food und stark zuckerhaltige Softdrinks verzichtet und daher Werbeverbote befürwortet.  Claudia erzählte gerade in unserer Büro-Mittagessen-Mütterrunde genervt davon, dass ihre 13-jährige Tochter seit Neuestem zu Literflaschen von Cola greift. Aber sie musste auch zugeben, dass diese gar keine Werbung sieht. Das spricht schon erstmal gegen Werbeverbote. Studien haben diese individuelle Beobachtung bestätigt: Werbeverbote verringern nicht den Junk-Food-Konsum und die Anzahl der Übergewichtigen, so wie leider auch die Werbeverbote beim Tabak nicht gewirkt haben. Da müssten die Produkte schon verboten werden, denn kein Zucker- und Genussfan verzichtet auf Cola oder andere zuckerhaltige Snacks und Süßigkeiten, solange diese auf dem Markt sind.  Natürlich hofft jede Mutter, dass weniger Werbung an unbedarfte Kinder zumindest ein bisschen hilft. Dazu stehen auch Industrie und Verbände. Sie haben daher selber ihre restriktiven Regeln für Werbung im Kinderumfeld noch mal verschärft. Für einen Verzicht auf Werbung für Junk-Food im Kinderumfeld braucht es daher kein staatlich verordnetes Werbeverbot. 

Bei dem vorgeschlagenen Werbeverbotsvorschlag, der auch PR, Influencer, Social Media und Sponsoring, Events betrifft, geht es jedoch um etwas ganz Anderes. Mit dem Werbeverbot soll 70 bis 80% aller Lebensmittel, quasi alle industriell gefertigten Produkte, alle die Zucker, Fett und Salz enthalten, wie Tomatenmark oder Käse der Garaus gemacht werden soll. Da geht es nicht um Gesundheit und schon gar nicht um Kinder. Die Mehrzahl der vom Verbot betroffenen Lebensmittel sind nicht per se ungesund, sondern nur, wenn sie im Übermaß genossen werden. Diesem Werbeverbotsvorschlag unterliegt die Absicht, die Bürger dazu zu bringen, sich frugal zu ernähren und auf Konsum zu verzichten.  Die Verfechter von Werbeverboten glauben, dass der Konsument zu dumm ist, zu beurteilen, was für ihn gut und gesund ist, der Staat Alles besser weiß. Und statt auf Aufklärung und Bildung und Förderung von Bewegung und Sport zu setzen, was eigentlich die Aufgaben des Staates sind, weicht man auf angeblich kostenlose Werbeverbote aus, ohne zu berücksichtigen,  welche negativen Auswirkungen diese auf unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand haben. Die Möglichkeit freier und unbürokratischer Marktkommunikation ermöglicht erst den Erfolg von Marken und Innovationen – und für Verbraucher angemessene Preise. Verbote und Bürokratie bewirken das Gegenteil. Zudem ist für die breite Zugänglichkeit, ja die Existenz vieler Medienangebote – und damit für die demokratische Verfassung der Gesellschaft – die Werbefinanzierung wichtiger denn je.“

 

Siehe auch unseren Artikel  „Augen zu und (trotzdem) dick“.

Autorin

Ingrid Wächter-Lauppe

Ingrid Wächter-Lauppe ist Geschäftsführende Gesellschafterin der Wächter Worldwide Partners,
im Board von Worldwide Partners Inc. USA und Mitglied im Deutschen Werberat.