Gen Z und die Schubladen

Die Generation Z, also die kurz vor der Jahrtausendwende Geborenen, sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt. Sie zu finden und zu halten ist angesichts des Fachkräftemangels und vieler unbesetzter Stellen auch im Kommunikations- und Marketingbereich für Unternehmen ein zentraler, wenn nicht sogar überlebensnotwendiger Erfolgsfaktor. Gerade in München ist das Angebot (und zugegeben die Konkurrenz) für Jobsuchende groß! Im Bereich Digitalisierung und digitale Transformation scheinen die Digital Natives der Gen Z geradezu prädestiniert für die damit verbundenen Aufgaben. 

Die Gen Z-ler sind jetzt, mit Anfang 20, in dem Alter, in dem man sich häufig auf die erste Junior-Stelle oder das nächste Praktikum bewirbt und viele Unternehmen buhlen um ihre Gunst. Viele Spekulationen, Mythen und jede Menge Küchenpsychologie ranken sich darum, wie diese Generation tickt, was sie wohl denkt und wie sie arbeiten will. Viel wird dazu geschrieben, gemutmaßt und interpretiert. Eine wiederkehrende Hypothese ist, ihre Werte würden sich ganz deutlich von denen der älteren Generationen unterscheiden, die aktuell hauptsächlich die Führungsetagen der Unternehmen besetzen. 

Aber stimmt das? Mal ganz davon abgesehen, dass es immer schon fragwürdig war, die Vertreter:innen ganzer Generationen mal eben so über einen Kamm zu scheren. Unsere Mitarbeiterin Michelle (24) erklärt:

„Für uns sind heute andere Werte wichtig. Wir werden in einer Zeit groß, in der es in unserer privilegierten westlichen Welt wenig Mangel gibt und uns sehr viele Türen offenstehen. Daher ist umso wichtiger, dass wir aktiv entscheiden, wie unsere Zukunft aussehen soll.“

Das Pauschalurteil lautet ja ungefähr so: Gen Z sei offen, neugierig und digitalaffin. Klar, Gehalt und Status einer Jobrolle seien nicht vollkommen unwichtig, doch ein Arbeitsumfeld, das die Selbstverwirklichung und ein Life neben der Work ermöglicht, würden höher geschätzt. In der Arbeit würden ehrgeizige Ziele verfolgt, gleichzeitig solle aber alles flexibel sein. Gen Z will alles haben, aber nur wenig geben. Die Leistungsbereitschaft sei nicht mehr dieselbe wie früher. Tobias (23), stellt richtig:

„Es mangelt uns nicht an Leistungsbereitschaft, bloß blinder beruflicher Gehorsam ist nicht mehr da. Wir sind immer noch bereit, volle Leistung zu bringen, aber nicht mehr, uns dafür komplett aufzuarbeiten.“

Außerdem ist diese Generation sehr gut informiert, was Gehaltslevel, Arbeitsbedingungen etc. angeht. Man kann ihr also nicht so leicht was vormachen. Wir als Arbeitgeber:innen müssen es deshalb schaffen, den durchaus karriereorientierten und ehrgeizigen Gen-Zlern eine Perspektive sowohl für die berufliche Weiterentwicklung bieten und gleichzeitig genug Raum zur Selbstverwirklichung neben dem Job ermöglichen. Für Gen Z ist das übrigens kein Widerspruch, nur zwei Seiten einer Medaille. Wenn dies gelingt, werden Unternehmen auch von dieser Generation mit Leistungsbereitschaft und hohem Engagement belohnt. 

Und mal ehrlich – wünschen wir uns das nicht alle? Vielleicht haben wir uns nur nicht getraut, es zu sagen, geschweige denn, es zu fordern. Es wird höchste Zeit.

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